Wer war Prior Pater Anselm Ellering?
Schriftstücke aus dem Heimatarchiv Reken (z.B. Aufzeichnungen von Pfarrer Hermann Harrier), Aufzeichnungen von Pater Gregor Carbin, Dr. Joh. Benson und Bernh. Schulze Holthausen, Schriftstücke aus dem Klosterarchiv Mariawald (Br. Conrad) und dem Heimatverein Bocholt-Musum (H. Lübbering) geben Auskunft über das Leben und Werken von Pater Anselm Ellering.
Pater Anselm Ellering wurde am 12. März 1827 in Bocholt – Mussum als jüngstes von drei Kindern der Bauersleute Wilhelm und Catharina, geb. Langberg geboren. Er wuchs auf dem elterlichen Hof (seinen Eltern haben den Hof Speckelbrink gepachtet) auf und ging in Mussum zur Volksschule. Es ist davon auszugehen, Pater Anselm nach Abschluss der Volksschule, das einzige zu der Zeit bestehende Gymnasium in Bocholt besuchte und dort auch das Abitur gemacht hat. Im Alter von 31 Jahren kam er als Student zum Kloster Oelenberg im Elsass.
Das Kloster ist eine Abtei der Zisterzienser, die heute allgemein Trappisten genannt werden. Sie sind bekannt für ihre Abgeschiedenheit, ihren freiwilligen Verzicht auf sinnliche Genüsse und ihre Vorliebe für körperliche Arbeit.
In der Abteikirche in Oelenberg wurde Pater Ellering schließlich 1862 zum Priester geweiht und erhielt dann den geistlichen Vornamen Anselm.
Zeitgleich hat die Abtei Oelenberg das Kloster Mariawald, welches während der französischen Revolution zerstört worden war, gekauft und wieder bewohnbar gemacht. Auch Pater Anselm war an dem Vorhaben beteiligt.
Zu Ende des 19. Jahrhunderts brauchte der eigens für ein Vorhaben in der Gemeinde Groß Reken gegründete „Verein für katholische Arbeiterkolonien“ eine auf dem Gebiet der Landkultivierung erfahrene Leitung. Das Ziel des „Vereins“ war neben der Kultivierung dieser damals ganz armseligen Landschaft die Resozialisierung von Außenseitern. Der Verein hielt den Trappistenorden für diese Aufgabe am besten geeignet und wandte sich an den Abt in Oelenberg. Die Trappisten in Oelenberg, für die diese Aufgabe eine große Herausforderung war, kamen dem Ansinnen des Vereins nach und schickten in der Moorkultivierung erfahrene Mönche.
So kam am 25. Mai 1888 (andere Quellen geben den 24. Juni als Tag der Ankunft an) eine kleine Gruppe von Trappisten der Abtei Oelenberg bzw. des Klosters Mariawald nach Maria Veen. Es war Pater Anselm Ellering mit vier Ordensbrüdern.
Bei seiner Ankunft hielt Pater Anselm Ellerig eine kurze Ansprache vor den erwartungsvollen Rekener „Honoratioren“ und seinen zukünftigen Nachbarn: „Wir Trappisten sind ein Arbeitsorden. Wir sind nicht gekommen, um euch herrliche Predigten zu halten, sondern wir wollen zeigen, wie man am besten beten und arbeiten muss für Gott und den Nächsten.“
Pater Anselm Ellering, Bauernsohn aus Mussum, nun der erste Ordensoberer (Prior) und der erste Leiter der Arbeiterkolonie Maria Veen, stand nun vor großen, sehr unterschiedlichen Aufgaben. Dazu gehörten zunächst, dass Unterkunft und die tägliche Verpflegung sichergestellt werden mussten. Des Weiteren wurde Arbeitskleidung für die Arbeit im Moor benötigt. Hinzu kam auch noch, dass Krankenhausaufenthalte für erkrankte Personen organisiert werden mussten.
Wer leitete und ordnete dieses alles? Pater Anselm! Pfarrer Harrier schrieb sogar: „Er (damit ist Patern Anselm gemeint), eine kernige westfälische Eiche von unverwüstlicher Körper- und Geisteskraft, war von zähem, aber ebenso gutmütigem Charakter und äußerst praktisch begabt.
Überall und bei zahllosen Geschäften glaubte Ellering persönlich vor Ort sein zu müssen. Auch die Aufnahme der zuwandernden Kolonisten nahm er selbst vor: „Jungens, was wollt ihr?“ lautete seine Begrüßungsfrage. „Meine Jungens“ nannte er gewöhnlich die Kolonisten.
Auch der Name des Rekener Ortsteils Maria Veen geht auf Pater Anselm Ellering zurück. Den Namen hat Pater Anselm der Niederlassung seines Ordens hier in der Gemeinde Groß Reken gegeben. Es war ebenfalls Pater Anselm der dafür sorgte, dass Maria Veen einen Bahnhof bekam. Die erste Beförderungskarte soll er in einem ausgedienten Waggon, der als „Abfertigungsgebäude“ diente, gelöst haben.
Aus den schwierigen Anfängen der Arbeiterkolonie entstand unter der geschickten Leitung von Pater Anselm Ellering ein wirtschaftliches Unternehmen mit großen Häusern, einem Kloster und einem landwirtschaftlichen Wirtschaftsgebäude. Dies musste wiederum auch entsprechend verwaltet werden. Dazu gehört auch, Gelder die vorhanden waren entsprechend zu verwalten und / oder in neue Projekte zu investieren. Der „Kaiser von Maria Veen“ – wie Pater Anselm Ellering auch genannt wurde – war auf diesem Gebiet jedoch nicht Zuhause. Mit inzwischen 68 Jahren überließ er die Leitung des Unternehmens einer jüngeren Kraft. Pater Albertus Stollmann trat in die Fußstapfen von Ellering. Stollmann war zwar Geschäftsmann, er verstand aber nichts von der Landwirtschaft.
Nach siebenjährigem Wirken kehrte Pater Anselm am 01. August 1895 nach Mariawald ins Klosterleben zurück. Sechs Jahre später, am 25. November 1901 verstarb Pater Anselm im Krankenhaus in Zülpich und wurde auf dem Klosterfriedhof in Mariawald beigesetzt.
1983 wurde die Grundschule in Maria Veen nach dem „Kaiser von Maria Veen“ benannt. Mit dieser Geste sollte das Leben und Wirken von Pater Anselm Ellering in Maria Veen gewürdigt und seiner gedacht werden.
Eine Bronzetafel am Eingang unserer Schule erinnert noch heute an Prior Pater Anselm Ellering.
Pater Anselm Ellering um 1890
in der Mönchstracht der Zisterzienser
(erkennbar am Käppchen)
Er war ein großer, stattlicher Mann und
wog nach seinen eigenen Angaben 90 Kilo.
(Foto: Heimatarchiv Reken)
Neben dem historischen Hintergrund (insbesondere der Namensgebung unserer Schule) hat die Ellering-Schule auch eine lange Schulgeschichte hinter sich. Schulanfänge sind ab 1911 verzeichnet. Seit dieser Zeit ist die Ellering-Schule, den Schülerzahlen entsprechend, umgebaut worden.